Der Friedhof der deutschen Branchen-Verzeichnisse

Friedhof der Branchenverzeichnisse

Friedhof der Branchenverzeichnisse

Online-Branchenverzeichnisse waren Stars des Web 1.0. Für manche Betreiber wurden sie “Cash Cows”, die über viele Jahre Gewinne abwarfen. Werbeagenturen wurden nicht müde, ihren Geschäftskunden die Vorzüge der virtuellen gelben Seiten zu preisen. Manche Online-Agenturen tun das noch heute, wenn sie nichts anderes gelernt haben.

Doch die Cash Cows geben keine Milch mehr. Statt dessen nerven sie ihre Besucher wie in den neunziger Jahren mit animierten GIFs, Pop-Ups, Flash-Animationen und allerlei Augenpulver. Die Leser laufen in Scharen davon. Ein Eintrag in Online-Branchenverzeichnissen lohnt sich nur noch sehr selten.

Der “Igel-Faktor” in der Badewanne

Ich lese gerade das Buch “Der Igel Faktor: Erfolgreiche Neukunden-Gewinnung im Internet” von Thomas Kilian, das ich hier in Kürze ausführlich besprechen werde. Ein packendes Buch! Als ich gestern nach der Lektüre aus der Wanne stieg, war das Badewasser eiskalt.

Mitten im Buch stolperte ich über ein Kapitel, das gar nicht zu meinem Verständnis von modernem Online-Marketing und Inbound-Marketing passt. Der Titel: “Meiden Sie schwarze Listen, nutzen Sie Gelbe Seiten!”. Oops. Wer glaubt denn in den Zeiten von Google, Twitter und Web 2.0 noch, dass er mit “Branchenbuch”-Einträgen in Online-Portalen und Branchen-Verzeichnissen Kunden gewinnen könne? Das erzählen Ihnen die Anzeigenberater und Portalbetreiber, na klar…

Auch Kilian sieht die Branchen-Verzeichnisse differenziert und warnt abschließend sogar vor “Halunken, die die Gutgläubigkeit von Unternehmern schamlos ausnutzen”. Dennoch empfiehlt er einige Online-Branchenverzeichnisse, die er auch in seiner Agentur nutzt.

Verloren auf dem Anzeigen-Friedhof

Ich sehe das völlig anders. Meiner Meinung nach sind Einträge in Online-Branchenverzeichnisse heute insgesamt -ohne Ausnahme- wertlos für den Erfolg der eigenen Website und der eigenen Online-Marketing-Aktivitäten. Unternehmen sind in diesen Verzeichnissen genau so verloren wie auf den Anzeigen-Friedhöfen der Klein-Inserate in Tageszeitungen und Anzeigeblättern!

Die erste Liga: 200.000 Besucher

Schauen wir uns zunächst die Platzhirsche unter den deutschen Branchenverzeichnissen an, die laut Google Trends rund 200.000 eindeutige Besucher pro Tag (Daily Unique Visitors) bei abnehmender Tendenz haben.

Branchenverzeichnisse mit rund 200.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Branchenverzeichnisse mit rund 200.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

dastelefonbuch.de umfasst dabei 3.290.000 Webseiten, dasoertliche.de
2.370.000 Webseiten und meinestadt.de 2.300.000 Webseiten, die aktuell von Suchmaschinen indiziert sind.

Nun kommen Sie und registrieren sich bei einem dieser Anbieter. Wann wird wohl der erste von den 200.000 Besuchern dieser Portale bei Ihnen anrufen oder über einen Link auf Ihre Corporate Website gelangen? Sie ahnen es bereits: bei “Das Telefonbuch” nach durchschnittlich 16 Tagen, beim “Örtlichen” nach 12 Tagen, und bei “Meine Stadt” kommt durchschnittlich einer in 11 Tagen bei Ihnen an.

Die zweite Liga: 100.000 tägliche Besucher

Vielleicht ist die Chance, gefunden zu werden, bei kleineren Branchen-Verzeichnissen besser?

Branchenverzeichnisse mit rund 100.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Branchenverzeichnisse mit rund 100.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Bei gelbeseiten.de (1.360.000 Webseiten) warten Sie im Durchschnitt 13 Tage, bis man Sie findet, bei klicktel.de (10.500.000 Webseiten) 105 Tage und bei qype.com (18.700.000 Seiten) sogar 187 Tage! Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin ein begeisterter Nutzer von Qype, aber Website-Besucher und potenzielle Kunden erwarte ich von dort nicht.

Die 3. Liga: 50.000 tägliche eindeutige Besucher

branchenbuchsuche.de (3.430.000 Webseiten) wird Ihnen im Schnitt alle 68 Tage einen Besucher zuführen, stadtbranchenbuch.com (3.930.000 Webseiten) alle 78 Tage, bei goyellow.de (6.920.000 Webseiten) werden Sie durchschnittlich 138 Tage warten müssen, bis man Ihnen den nächsten Interessenten schickt.

Branchenverzeichnisse mit rund 50.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Branchenverzeichnisse mit rund 50.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Auch weiter unten ändert sich das Bild nicht:

Die 4. Liga: 25.000 tägliche eindeutige Besucher

suchen.de (2.280.000 Webseiten) – 91 Tage
wlw.de (234.000 Webseiten) – 9 Tage

Branchenverzeichnisse mit rund 25.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Branchenverzeichnisse mit rund 25.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Die 5. Liga: 10.000 tägliche eindeutige Besucher

allesklar.de (121.000 Webseiten) – 12 Tage
golocal.de (756.000 Webseiten) – 75 Tage
bundes-telefonbuch.de (1.650.000 Webseiten) – 165 Tage
marktplatz-mittelstand.de (922.000 Webseiten) – 92 Tage
linx.de (644.000 Webseiten) – 64 Tage

Branchenverzeichnisse mit rund 10.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Branchenverzeichnisse mit rund 10.000 täglichen Besuchern (Quelle: Google Trends)

Google und andere Suchmaschinen bringen Ihnen direkt und ohne Umweg einige hundert oder tausende Besucher pro Tag auf die Website, wenn Sie alles richtig machen. Für mich gehört dazu nicht nur Suchmaschinenoptimierung, sondern gute, authentische Inhalte und ein Business-Blog als Besuchermagnet. Mit Einträgen in Verzeichnisse und Kataloge können Sie nur einen Bruchteil dieser neuen Besucher anziehen.

Photo Credit: .Baz/flickr

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